Schnurbäume im Bürgerpark

Veröffentlicht am 29.07.2016 in Fraktion

Stadthallenbalkon

Redebeitrag von Stadtrat Jo Schempp zur unendlichen Geschichte der Schnurbäume im Bürgerpark bei der Stadthalle (es gilt das gesprochene Wort)
Es ist nicht das erste Mal, dass die SPD sich zu Recht um Bäume in Reutlingen gesorgt hat. Sie haben in unserer Stadt einen sehr schlechten Stand. Im Jahr 2012 ging es um die Anpflanzungen in der Ringelbachstrasse. Damals hatte kein Hagelereignis Schuld, sondern trockene Frühjahre. Wir waren optimistisch, dass aus den Versäumnissen und Fehlern, die auch damals in der Planung und Ausführung gemacht wurden, Schlüsse und Konsequenzen gezogen werden. Dieser Optimismus war unbegründet, nichts hat man aus dem damaligen Desaster gelernt. Wir stehen heute vor einem ähnlichen Dilemma nur in schlimmerem Ausmaß!

Redebeitrag von Stadtrat Jo Schempp zur unendlichen Geschichte der Schnurbäume im Bürgerpark bei der Stadthalle (es gilt das gesprochene Wort)
Es ist nicht das erste Mal, dass die SPD sich zu Recht um Bäume in Reutlingen gesorgt hat. Sie haben in unserer Stadt einen sehr schlechten Stand. Im Jahr 2012 ging es um die Anpflanzungen in der Ringelbachstrasse. Damals hatte kein Hagelereignis Schuld, sondern trockene Frühjahre. Wir waren optimistisch, dass aus den Versäumnissen und Fehlern, die auch damals in der Planung und Ausführung gemacht wurden, Schlüsse und Konsequenzen gezogen werden. Dieser Optimismus war unbegründet, nichts hat man aus dem damaligen Desaster gelernt. Wir stehen heute vor einem ähnlichen Dilemma nur in schlimmerem Ausmaß!
Da reicht es auch nicht, dass man sich zwei Tage vor der öffentlichen Ausschusssitzung vor die Presse stellt und aus seinem Unmut keinen Hehl macht. Wenn es Ihnen Frau Hotz ein Anliegen gewesen wäre, es hier zu einem Schulterschluss zwischen der Verwaltung und den Gremien kommen zu lassen, hätten Sie hier in der gemeinsamen öffentlichen Sitzung mit uns zusammen an die Presse treten müssen. Das hätte dem entsprochen, was erwartet wurde und wäre auch die feinere Art gewesen.

Nun, was bleibt ist letztendlich ein Scherbenhaufen aus Unvermögen, Ignoranz und Schlamperei.

Wenn man unsere Stadthalle betrachtet und das Umfeld, muss man sagen: innen hui…außen pfui !!

Das ist schon für die Baumpaten sehr schmerzlich: sie haben sich mit ihrem guten Namen und ihrem Geld für den Park stark gemacht, er prangt  jetzt auf einem Goldrahmen, der eine mattwüchsige, bedauernswerte Kreatur von Baum einfasst.

Dass das Vorhaben, Teile der Außenanlagen gleichzeitig mit der Stadthalle fertigzustellen ehrgeizig war, war immer bekannt und Anlass mancher Diskussion. Leider waren viele der Beteiligten diesem Aufwand nicht gewachsen.

Allerdings sind die Ausmaße der Planungsfehler und -versäumnisse schlimmer als je gedacht: wenn ähnliches im Hoch- oder Tiefbau der Halle passiert wäre, hätte man dort kein Licht und alle Klos wären verstopft.

Warum die Reklamationen und auch das Hinzuziehen des Gutachters so lange brauchte, erschließt sich auch durch die Vorlage nicht. Dadurch sind lt. juristischer Einschätzung teilweise auch Ansprüche verjährt.

Das Elend  beginnt schon mit der Auswahl der Exemplare  in der Baumschule im März 2012: Im hohen Norden werden die Bäume ausgesucht, man erinnert sich an ein Foto in der Zeitung auf dem Herr Kessler zwischen prächtigen Schnurbäumen in Bad Zwischenahn steht. Sehr clever werden die Bäume verplombt, um sicher zu stellen, dass nur bestes und einheitliches Pflanzmaterial nach RT kommt.

Geliefert werden offensichtlich sehr unterschiedliche Exemplare, , die nicht die objektiven,  in Zentimeter messbaren , ausgeschriebenen Voraussetzungen erfüllten. (Man fragt sich, Was wurde eigentlich verplombt?)

Wer sich in der Straßenbaumliste der Gartenamtsleiterkonferenz (GALK) kundig macht, die ja über das Internet jedem offen steht, findet zwei Schnurbäume eindeutig beschrieben: einer hat den Zusatz „Princeton upright“ und ist ganz sicher ein eigener Klon. Ganz offensichtlich wurde der in der Übergabe untergejubelt, sodass man sich natürlich nicht wundern darf, dass wir´s mit unterschiedlichen Erscheinungsbildern zu tun haben. Das ist so, wie wenn sie im Lokal einen Spätburgunder bestellen und dann einen Trollinger bekommen. Zumindest der Kenner muss das merken!! Offensichtlich nicht die Fachleute auf die wir uns verlassen haben.

Sie haben ebenfalls zwar die Herkunftssicherheit und Entwicklungsbedingungen (Anzahl der Verschulungen) in der Ausschreibung gefordert, beides bei der Lieferung aber nicht abgefragt und kontrolliert!

Damit nicht genug: eine weitere Firma, die die Bäume in Reutlingen in Empfang nehmen sollte, sie zwischenlagern und weiterhin betreuen sollte, war völlig unzuverlässig, sodass die Bäume mit offenem Ballen über lange Zeiträume in strengem Frost lagerten, bevor  sie dann in Pflanzquartiere gepresst wurden, die von der Größe her nur 1/3 der empfohlenen Richtmaße aufweisen und werden dann noch an ein Bewässerungssystem angeschlossen, in dem kein Wasser fließt!

Wenn man zusammenzählt, was hier an Dilettantismus zusammenkommt ist man eigentlich erstaunt, wie gut auch die schlechtesten Schnurbäume noch aussehen.

Frau Hotz, Sie müssen sich hier als Vertreterin der Bauherrin mit der ganzen Verwaltungsspitze schon den Vorwurf gefallen lassen, dass sie sich viel zu sehr auf die Architekten verlassen haben. So offensichtliche Fehlleistungen, die vor aller Augen über Wochen präsentiert wurden, müssen auf einer Baustelle auffallen, die ja nicht gerade an der Peripherie unserer Kommune lag!! Oder wenn wir nochmal ins Lokal gehen: Die Chefs vom Restaurant müssen  doch auch mal überprüfen, was aus der Küche kommt. Wer da sagt: „dafür haben wir einen Koch eingestellt!“ ist kein guter Chef und hat ganz sicher  eher den WKD,  als einen Stern verdient!

Was für eine unglaublich stümperhafte Planung und Ausführung! Dass man hier Böcke zu Gärtnern gemacht hat, ist geradezu eine liebevolle Umschreibung und beleidigt jeden Bock!

Wieviele von den 69 Bäumen nun tatsächlich ausgetauscht werden müssen, können wir vom Ratstisch aus sicher nicht entscheiden. Aber es stellt sich schon die Frage, warum,  - wie in der GR-Vorlage zu lesen - „städtische Baumfachleute nun im Mai 16 zu der Erkenntnis kommen, dass weder alle, noch die am deutlichsten geschädigten 20 Ex. auszutauschen sind , sondern lediglich 10 ! Ich meine, wir sollten nicht, wo es ja auch um die Schadensersätze  gegenüber Dritten geht-, uns selbst schon einschränken! Im Hinblick auf die vergleichsweise geringen Materialkosten je Baum muss das heißen: 
im Zweifel neu!!

Das ist besonders vor dem Hintergrund der düsteren Zukunftsperspektiven , die das Gutachten prognostiziert, von größter Bedeutung: 

Wir alle hier im Rat haben sicher ein Interesse, dass die Reparaturen und Operationen jetzt so radikal durchgeführt werden, dass wir uns nicht in näherer Zukunft ständig wieder mit dem Bürgerpark zu beschäftigen haben. Das wird ohnehin noch öfter der Fall sein, als es uns allen lieb ist.
Es darf nichts unversucht bleiben, gründlich und umfänglich alle diese Schadensfälle aufzudecken und bei den Verursachern, bei den Planern und den Ausführenden geltend zu machen. Das gilt für alle entstandenen Mehrkosten und selbstverständlich auch für die notwendig gewordenen Ausgaben für das Gutachten. Es müssen jene für die Schäden aufkommen, die das Chaos versaubeutelt haben, nicht der Reutlinger Steuerzahler.

Es waren von Beginn an schwierige Entscheidungen, die mit der Festlegung der Baumart begann. Wir stehen zu den Entscheidungen, auch wenn wir alle, die Verwaltung eingeschlossen, nicht immer gut beraten waren. Auch für sie gilt, dass es häufig sinnvoller gewesen wäre, sich nicht auf die selbsternannten Fachleute, Fachplaner und Fachfirmen verlassen zu haben. Allein schon die Tatsache, dass wir uns auf einen Flachwurzler eingelassen haben, der für ein Pflanzbeet mit sehr begrenzter Oberfläche  denkbar schlechte Voraussetzungen mit sich bringt, ist mir nachträglich völlig schleierhaft, und auch hier muss sich die Verwaltung den Vorwurf gefallen lassen, dass sie nicht sorgfältig ausgesucht hat und dass sie vor allem uns nicht grundsätzlich und umfassend informiert hat.

In der ganzen Geschichte um unseren Bürgerpark, die Bäume und ihre Pflanzbeete, fühle ich mich deutlich an die griechische Mythologie erinnert: dort wird von dem Riesen Prokrustes berichtet, der häufig Gäste bei sich aufgenommen hat und ihnen auch ein Lager bereitete. Waren allerdings seine Betten zu klein, so hat er den Gästen die Arme und Beine abgeschlagen.

So gesehen haben auch die Verantwortlichen des Reutlinger Bürgerparks gute Chancen in die traurige Geschichte einzugehen. 

 

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