Die SPD-Fraktion im Reutlinger Gemeinderat beantragt vor dem Hintergrund des geplanten Umbaus eines der Stadtmauerhäuser, nämlich des Eckgebäudes am Eisturm, eine Behandlung des Themas im zuständigen Ausschuss des Gemeinderats. Dabei soll sowohl die vom Gemeinderat beschlossene Satzung über die Stadtmauerhäuser in der Jos-Weiß-Straße und gleichzeitig die Stellungnahme des Landesdenkmalamts zu dem anstehenden Baugesuch erläutert werden. Die Stadtverwaltung soll hierzu das Landesdenkmalamt in die Sitzung einladen.
Es ist die Aufgabe des Gemeinderats, die historischen Gebäude zu bewahren!“ erklärt für die SPD-Fraktion deren Vorsitzender Helmut Treutlein und begründet damit den Antrag seiner Fraktion, im Bauausschuss über die vom Gemeinderat beschlossene Erhaltungssatzung für die Stadtmauerhäuser zu informieren. Außerdem solle hierzu das Landesdenkmalamt eingeladen werden, um seine Stellungnahme zu dem derzeit in der öffentlichen Diskussion sehr kritisch betrachteten Baugesuch des Eckgebäudes am Eisturm zu erläutern.
Die Reutlinger Stadtführer weisen ebenso wie die Bürgerinitiative in überzeugender Weise darauf hin, dass der geplante Umbau des Hauses Nr. 29 dem Sinn der vom Gemeinderat beschlossenen Satzung zur Erhaltung des historischen Ensembles und zur Bewahrung des geschichtlichen Zusammenhangs widersprechen.
Konkret werde die vorhandene Firstlinie nicht eingehalten und die Dachform eines Pultdaches nicht bewahrt. Darüber hinaus entsprechen die Fenstergrößen sowie die Anzahl der Fenster an der Süd- und der Westseite nicht dem geschichtlich überkommenen Gesamteindruck. Damit werde aus dem kleinen Haus, welches an seine Entstehung als Anlehnung an die Stadtmauer erinnert, ein Neubau, der einen „bürgerlichen“ Charakter, insbesondere durch die Fenstergrößen, hervorruft.
„Genau wie die Reutlinger Stadtführer sehen wir die Gefahr, dass der geplante Umbau des Eckgebäudes (Nr. 29) den lokalen Erinnerungsort so verändert, dass auch die touristische Bedeutung verschwindet!“ stellt Stadträtin Edeltraut Stiedl fest.
Das alte Haus lehnt sich an die historische Stadtmauer an. Neben dem Eisturm wird so für viele Besucher während des ganzen Jahres die mittelalterliche Stadt sichtbar und erlebbar. „Diese historische Erbe wollen wir bewahren!“ unterstreicht Stadtrat Ramazan Selcuk. Gänzlich im Widerspruch dazu steht die geplante Fensterfassade am Eckgebäude an der schmalen Durchgangsstelle zum Eisturm.
Mit seinem Satzungsbeschluss hat der Gemeinderat vor Jahrzehnten den Schutz des Ensembles beschlossen, erinnert die SPD-Fraktion. Dies müsse Grundlage und Inhalt der erwünschten Renovierung des Mauerhauses sein, das nach Ansicht der SPD-Fraktion auch in einer angepassten Form attraktiv fürs Wohnen werden kann. Die Bewahrung des historischen Erbes der Stadt ist für die ganze Stadt von großer Bedeutung. Der Gemeinderat habe die Aufgabe, die Erhaltung sicher zu stellen.